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Friedhof des Monats: Der katholische Friedhof an der Hochstraße

Weg auf dem Friedhof, der auf ein Hochkreuz zuläuft, und mit blühenden Narzissen und roten Grabkerzen auf Ständern gesäumt ist. Man sieht Grabumrandungen. Es ist Frühling.

An der Hochstraße liegen heute in ökumenischer Eintracht der katholische, der reformierte und der lutherische Friedhof ganz nah beieinander. Anders als beispielsweise in Ronsdorf trennt eine Mauer den reformierten von dem katholischen Friedhof. Doch warum ist das so? Und was macht den katholischen Friedhof an der Hochstraße zu unserem Friedhof des Monats April?

Für die Wuppertaler*innen der heutigen Zeit ist es nahezu unvorstellbar, aber die Hochstraße lag einst außerhalb der dicht bewohnten Stadtgebiete und nachdem die lutherische und die reformierte Gemeinde dort einen Friedhof angelegt hatten und der ursprüngliche Friedhof der Gemeinde am heutigen Friedrichsplatz am Höchsten zu klein wurde, wollte auch die katholische Gemeinde dort ein Friedhofsgelände erwerben. 1843 verkaufte die reformierte Gemeinde deshalb einen Teil nördlich ihres Friedhofsgeländes. Eine Bedingung war es, dass innerhalb 2 Fuß entlang der Friedhofsmauer keine Gräber angelegt werden durften, was durch ein Törchen in der Mauer kontrolliert werden konnte. Deshalb entstand dort sicherheitshalber ein Weg. Das Törchen gibt es heute nicht mehr.

Die beiden Hauptwege des Friedhofs wurden so angelegt, dass sie sich kreuzförmig schneiden. An diesem Schnittpunkt wurde eine Priestergruft ausgehoben, auf der die Gemeinde, zu Ehren ihres verdienstvollen Pfarrers Franz Stephan Oberrhé (1768-1843), ein Hochkreuz errichtete. Oberrhé lenkte 27 Jahre lang die Geschicke der Elberfelder Gemeinde und war maßgeblich für den Bau der neuen und viel größeren St. Laurentiuskirche im Luisenviertel verantwortlich. Neben Oberrhé sind dort noch weitere Pfarrer der Gemeinde bestattet.

Bekannte Persönlichkeiten – weit über Wuppertal hinaus

Nahe dieses Hochkreuzes liegt die Grabstätte von Johann Gregor Breuer, der 1846 in Elberfeld den ersten Gesellenverein, das heutige Kolpingwerk, benannt nach seinem Präses Adolph Kolping, gründete. Das Kolpingwerk hatte seinen Ursprung als katholische Gemeinschaft für wandernde Handwerksgesellen, wo in einer christlich ausgerichteten Herberge Unterkunft, Essen und seelische Betreuung der Wandergesellen gewährleistet werden sollte.

Eine weitere bekannte Persönlichkeit, die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe fand, ist Johann Carl Fuhlrott. Der Elberfelder Lehrer gründete den naturwissenschaftlichen Verein Elberfeld-Barmen der auch heute noch als Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal besteht. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die Erstbeschreibung des Neandertalers nach dem Fund menschlicher Skelettreste in eben jenem Neandertal.

Erst 1911 entstand in der nördlichen Ecke des Friedhofs die kleine Friedhofskapelle, die wegen ihres Baustils im Bergischen Neobarock unter Denkmalschutz steht.

Klein, aber fein

Der Friedhof besticht auch heute noch dadurch, dass er eine hohe Dichte an Grabstellen aufweist und so am ehesten dem Stereotyp eines Friedhofs entspricht, wo andernorts bereits großflächige Zersiedelungen anzutreffen sind. Doch auch auf dem katholischen Friedhof Hochstraße finden sich Spuren des veränderten Bestattungsverhaltens der heutigen Zeit. Große Familiengräber werden verkleinert oder aufgegeben und der Trend zur Urnenbestattung, zum Beispiel in einem Kolumbarium, ist auch hier erkennbar. Alte Grabdenkmälern und neue, moderne Grabstätten liegen hier aber immer noch nah beieinander und machen den besonderen Charme dieses Friedhofs aus.

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